Und es machte BOOM!

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Die neue Logitech SqueezeBox Boom ist endlich auch bei uns gelandet. Während Logitech bekannte Blogger bereits vorab mit der Boom beglückte, mussten wir warten, bis sie im Handel erhältlich ist und schlußendlich haben wir sie bei Amazon bestellt. Bereits vorab war ja einiges an Kritik zu lesen gewesen, wir testen nun ob ob die Boom wirklich hält was sie verspricht.

Nun, die erste wesentliche Info vorab - die Boom ist kein reiner Internetradio (kann sie natürlich auch), die Boom ist vielmehr das neue Mitglied in einem genialen Audiokonzept mit SqueezeBox Classic (ehemals SqueezeBox 3), Transporter und Squeezebox Duet. Als reiner Internetradio wäre die Boom mit Anschaffungskosten von €279,- etwas unterfordert, da lohnt es sich eher ein Gerät im Preisniveau um die €100,- (z.B. Noxon iRadio, MusicPal) anzuschaffen. Die Boom ist ehere eine portablere Version der SB3, die ja ausschließlich mit Fernbedienung bedient werden kann und auf den Einsatz mit HiFi Systemen ausgeleht ist.

Bevor wir uns nun an technische Details wagen, schauen wir einmal in das handliche Paket hinein: die Squeezebox Boom verpackt in einem schwarzen Bag, darunter Ladegerät mit zwei Adapter (Eurostecker CEE 7/16 und der britische BS1363) sowie die kleine Fernbedienung und ein Klinkensteckerkabel. Das Handbuch ist seitlich reingesteckt.

Der schwarze Bag ist ein netter Gag, aber ob man ihn in der Praxis oft benötigen wird darf bezweifelt werden - schließlich soll die Boom den Raum beschallen und nicht auf Lager herumliegen. Also haben wir das Gerät schnell von dem Sack befreit, und die erste Überraschung - das Gerät ist schwerer als gedacht, während die Werbung schon fast ein billige Plastikbox mit Lautsprecher befürchten ließ war genau das Gegenteil der Fall - das Gerät wirkt hochwertig und ordentlich verarbeitet und wird dem doch hoch angesetzten Preis gerecht.

Frisch ausgepakt steht die Boom nun vor uns - links und rechts die integrierten Lautsprecher (die vorab gesagt wirklichen guten Sound liefern), dazwischen befindet sich das Panel mit einem prominent platziertem Jog-Shuttle sowie einiger wichtigter Tasten für den fernbedinungslosen Betrieb. Das darüber platzierte Display ist leider etwas kleiner ausgefallen als bei der SB3 - die Größe reicht zwar völlig aus, aber wer eine SB3 gewohnt ist wird im ersten Moment enttäuscht sein.

Auf der Geräterückseite sind 4 Anschlüße vorhanden - obligatorisch AC/DC für das Netzteil, und neben einem Line-In mit Klinkenstecker für iPod und Co. findet sich auch ein Line-Out, der wahlweise im Subwoofer-Modus oder als echter Line-Out für Funkkopfhöhrer o.ä. konfiguriert werden kann. Wenn kein WLAN betreibt, kann die Boom auch via Ethernet an das Netzwerk anschließen - ein entsprechender Ethernet-Anschluß ist hier ebenfalls vorhanden.

Der erste Kritikpunkt der uns noch vor der Inbetriebnahme auffällt ist das extrem klobige Netzteil. Leider gehen immer mehr Hersteller dazu über, anstelle eines Kabels mit Kleingerätestecker zwischen Steckdose und Netzteil Adapter beizulegen, die eine direkte Verbindung herstellen, was im praktischen Gebrauch u.a. zwei gravierente Nachteile impliziert: bei Mehrfachsteckdosen verliert man meistens noch ein oder 2 benachbarte Steckdosen, da diese vom Netzteil (teilweise) überragt werden. Und kurzen Distanzen konnte man durch einen Kabeltausch auf ein geringfügig längeres Kabel überbrücken, ohne ein Verlängerungskabel zu benötigen.

Ein wie in der Werbung mit Thomas D suggerierter Betrieb via Batterie ist nicht möglich - ein Faktum dass im Vorfeld auch stark kritisiert wurde. Die Frage ist, inweiweit ein Batteriebetrieb überhaupt sinnvoll ist - abgesehen vom sicher nicht geringen Stromverbrauch (Display, WLAN, laut Musik hören) muss man ja defacto immer in der Reichweite von seinem Netzwerk bleiben, und hat somit potentiell auch Strom in der Nähe - notfalls mit der Kabeltrommel. Wir haben getestet: Büro, Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer - alles kein Problem, und auch im angrenzenden Garten war ein Stromanschluß vorhanden und das WLAN mit 30% Empfangsqualität noch ausreichend stark. Den Betrieb auf der Kinderschaukel (wie im Werbevideo) konnten wir auch bewältigen (zugegebenermaßen mit Verlängerungskabel), allerdings ist eine hin- und her schaukelnde Audioquelle nicht besonders hörenswert - somit auch kein praxistauglicher Vergleich.

Der auffälligste Unterschied den bisherigen Squeezeboxen ist die Fernbedinung: während bei der SB3 mit der “neuen” Fernbedinung auf HiFi-Optik und komfort wertgelegt wurde, wird die Duet gleich mit dem Multimediawunder ausgeliefert, was natürlich auf die Kosten schlägt. Logitech hat hier offensichtlich den Sparstift angesetzt, und ein ein winzige Fernbedienung (etwa PCMICIA-Kartengröße) beigepackt, die - um wieder den Vergleich mit der Werbung zu ziehen - Thomas D nicht verwendete - diesem hatte Logitech den Squeezebox Controller in die Hand gegeben… der ist separat für wahnwitzige €299,- erhältlich… kleiner Tipp am Rande: wer unbedingt den Controller will, am besten Zusammen mit der Duet kaufen, das Bundle kostet gerade mit ca. €359,- gerade mal €60,- mehr als die Remote alleine…

Aber genug philosophiert, wir haben hier die Mini-Fernbedienung der Boom… was soll man sagen, die Fernbedinung kann natürlich die wichtigsten Funktionen (Lautstärke, Navigation, Sleep, ein/auschalten) aber eben nicht mehr. Während es in einigen denkbaren Szenarien von Vorteil sein könnte, hier eine klein, minimalistische Remote zu haben (beispielsweise kann man mit der neuen Remote nicht versehentlich Einstellungen ala Equalizer oder Displayhelligkeit verändern) vermißt man in der Praxis die restlichen Tasten um schnell zwischen Funktionen herumspringen zu können oder im SMS-Stil Eingaben in die Suchfunktion machen zu können.

Gerade bei der Suche ist anzuraten, dass man anstelle von umständlicher Eingabe mit den Navigationstasten besser zum Gerät hingeht und die Eingabe mit dem Jog-Shuttle erledigt - das funktioniert nämlich einfach, schnell und effizient. Ansonsten kommt man leicht in Versuchung eine vorhandene SB3-Remote zu verwenden - die zum Glück vom Infrarot-Protokoll her kompatibel ist, natürlich genauso wie der Luxuscontroller der Duet.

Interessanter Aspekt am Rande - die neue Boom-Fernbedinung ist magnetisch. Einerseitz wird damit guter Halt in der für die RC vorgesehene Mulde auf der Geräteoberseite garantiert, aber man kann sie damit praktischerweise auch an andere metallische Gegenheite platzieren - beim Einsatz der Boom in der Küche bietet sich ein Kühlschrank gerade zu an.

SqueezeCenter 7.2 ist bei uns bereits vorhanden, sollte ein stolzer Boom-Neubesitzer das noch nicht installiert haben, ist das dringend anzuraten, das schleunigst nachzuholen, da zwar die Boom via SqueezeNetwork betrieben werden kann, was allerdings einen aktiven Internetanschluß voraussetzt und man nicht das volle potential seines Squeezebox-Gerätes nutzen kann. Die Installation der Boom startet mit den Spracheinstellungen, danach das Setup vom WLAN. Entgegen der Meldung anderer Blogs über das komplizierte Setup haben wir das in wenigen Minuten dank des Jog-Shuttle erledigt - SSID und WPA2 Key waren mit am Drehrad um einges schneller konfiguriert als via Fernbedinung mit der SB3, mit der Boomfernbedinung sollte man vermutlich nicht mal daran denken einen komplizierten WPA Key einzugeben.

Anschließend an die Netzwerkkonfiguration folgt das Update der Firmware. Bei unserer Boom war out-of-the-box Firmware 17 installiert, welche auf die Firmwareversion 32 aktualisiert wurde. Die Aktualisierung erfolgt in 2 Schritten, man sollte nicht erschrecken wenn die Box jeweils für 20-30 Sekunden schwarz bleibt (also keinen Netzstecker ziehen o.ä.).

Endlich ist die Box nun Einsatzbereit - Logitechlogo, SqueezeBox Logo und schon sind wir im Hauptmenü und bereit das erste MP3 über die Boxen schallen zu lassen.

Falls man mehr als ein Gerät aus der SqueezeBox Reihe sein eigen nennt, können diese wahlweise unabhängig voneinander betrieben werden, oder man kann sie zusammenschalten, womit aus jedem Gerät synchronisiert die gleiche Musik kommt (nützlich bei Party’s - viele Räume, ein Sound).

Natürlich kann man die SqueezeBox Boom auch zentral über’n PC steuern - wahlweise mit über das SqueezeCenter oder Moose, einer kostenlosen Software die wir hier bei InterTech auch kürzlich vorgestellt haben.

Fazit: geiles Gerät mit super Sound. Vor dem Kauf aber überlegen, wie man es einsetzen möchte, möglicherweise ist man mit den Vorgängermodellen SB3/Classic & Duet besser beraten (z.B. permanenter Betrieb über HiFi-Anlage). Für Besitzer von einer SqueezeBox ist es eine ideale Ergänzung zum bestehenden System, da sie um einiges portabler ist als eine SB3 plus Aktivboxen.

Technische Daten

  • Produkt: SqueezeBox Boom
  • Hersteller: Logitech, http://www.logitech.at/
  • Produktkategorie: Network Music Player
  • Anschlüsse: WLAN, Ethernet, Line-In, Line-Out (Audio, Subwoofer), AC/DC
  • Lieferumfang: Boom, Transport-Bag, Handbuch, Klinkenkabel, Netzteil mit Adapter für Europa & U.K.
  • benötigt: Internetanschluß für SqueezeNetwork und/oder lokales Netz mit SlimServer/SqueezeCenter

Pro

  • hochwertige Audiolösung
  • ausgeklügeltes HiFi Konzept

Contra

  • Preis (€279,- Stand: 09/2008)
  • Netzteil
  • Fernbedinung

Hinweis: dieser Artikel ist ursprünglich auf dem HiFi-Blog “Streaming Audio” (www.streaming-audio.de) erschienen.