Die Netzwerk-Musikplayer der SqueezeBox-Serie von SlimDevices/LogiTech sind legendär. Sie übertragen Musik via Ethernet und WLAN von einer vielzahl digitaler Musikformate (komprimierte, unkomprimierte und verlustfreie) auf die hauseigene HiFi-Anlage in mehr oder minder ausgezeichneter Qualität für den anspruchsvollen Musikfan bishin zum audiophilen Musikgenuß. Die eigene Musiksammlung wird über den freien Musikserver SqueezeCenter an die Musikplayer ausgeliefert bzw. über den Internetdienst SqueezeNetwork kann man nicht nur seine hochgeladenen Musiksammlungen sondern auch gefühlt tausende Radiostationen aus aller Welt bequem anhören.
Die Vorteile der digitalen Netzwerk-Musikgeräten sind unzählig, praktisch ist die beispielsweise die Kombination mehrerer Endgeräte, die synchronisiert eine excellente Partybeschallung in der ganzen Wohnung bzw. Haus bieten, und das bei einfacher Installation und intuitiver Steuerung.
Aufgrund der stetig wachsenden Beliebtheit ein Grund für uns, ein wenig in der Geschichte der SqueezeBox zu kramen…
Hersteller
Slim Devices, Inc. wurde 2000 gegründet und wurde bekannt mit dem netzwerkfähigen Musikplayer Squeezebox.
SlimMP3
Am Anfang stand die erste Generation der Medienplayer genannt SLIMP3, optisch einem Autoradio ähnlich, und heute eine Rarität – wer bei Ebay zufällig darüberstolpert sollte Zugreifen. Vom 08/2001 veröffentlichtem Gerät ist ein mit 2003 datiertes Handbuch als PDF auf der Slimdevices Hompage verfügbar.
SqueezeBox
11/2003 folgte die erste Squeezebox (aka SB1). Gegenüber dem SLIMP3 war sie optisch wohnzimmertauglicher gestaltet und hatte erstmals zusätzlich zum 10MBit Ethernet-Anschluß auch WLAN – 802.11b mit WEP; leider ein Grund, wieso man das Gerät in modernen WLAN Netzen praktisch kaum mehr einsetzen kann. Zur Analog-Digital-Umwandlung kam ein “Audio DSP with high-quality DAC” zum Einsatz, defacto ein Micronas MAS3539. Die Ausgabe erfolgte analog (RCA), Digital (S/PDIF; optisch & Coax) und Klinke. Das ursprüngliche 40x2 Zeichendisplay wurde in späteren Generation durch ein 280x16 Pixel-Display ersetzt und eröffnete erste Möglichkeiten zu grafischen Darstellungen. Das Handbuch der SB1 ist ebenfalls noch online verfügbar.
SqueezeBox 2
Mit der SB2 kam 04/2005 ein optisch wenig verändertes Gerät auf den Markt, allerdings hatte die Technik einen gravierenden Sprung in die Zukunft gemacht: 100MBit Ethernet, Wake-on-LAN, 802.11g WLAN mit WPA Personal/WP2-AES und Bridging-Fähigkeit, welches die Anbindung von Ethernetgeräten über das WLAN der SB2 erlaubte. Mit dem Burr-Brown PCM1748E wurde ein fantastischer Digital-Analog-Wandler eingebaut. Als Audioformate wurden FLAC (nativ), MP3, WMA, AAC, WAV, OggVorbis und Shoutcast unterstützt. Wer keinen eigenen Slimserver (ab 6.0) verwenden wollte hatte erstmal direkten Zugriff auf das SqueezeNetwork. Zum Handbuch der SB2.
SqueezeBox 3 / SqueezeBox Classic
Der internationale Durchbruch kam wenig später mit der Squeezebox 3 (aka SB3, bzw. heutzutage SqueezeBox Classic), einem Gerät das zwar hardwaretechnisch fast vollständig mit der SB2 ident ist, aber optisch komplett überarbeitet wurde: während die alten Geräte immer einen gewissen EDV-Mief mit sich zogen wirkte die SB3 absolut wie ein Audiogerät, und zwar eines das sich jeder gerne in’s Wohnzimmer stellen möchte. Die hässliche externe WLAN-Antenne wurde durch eine zweite interne Antenne ersetzt, und die grüne Displayfarbe durch eine angenehme Aqua-Farbe ersetzt (technisch gesehen ist wurde die graue Linse durch eine purpurne Linse ersetzt). Das Handbuch der SB3.
Transporter
Mit dem Transporter (aka TP bzw. TR) wurde Mitte 2006 eine Besonderheit veröffentlicht, quasi der erste “MP3-Player im High-Endbereich”, konzipiert für den audiophilen Musikfreund – leider auch im preislichen Bereich: ein Transporter schlägt mit rund 2000,- zu buche. Dafür bekommt man allerdings ein Gerät, das in jedes HiFi-Rack paßt. Dual-Display, ein IP3K 325MHz 8-Wege Multi-Thread RISC Prozessor, AKM AK4396 Multi-Bit Delta-Sigma DAC, vergoldete RCA, XLR und BNC Anschlüsse. Kurzum ein Traumgerät, wenn nur der Preis nicht wär… 😉 Die Minimalanforderung an die Slimserver-Version ist wurde auf 6.5+ erhöht; Handbuch des Transporters.
Übernahme durch LogiTech
Ende 2006 wurde dann SlimDevices von Logitech übernommen, was normalerweise nichts gutes bedeutet, denn oft entledigt sich eine größere, etablierte Firma einfach eines Konkurrenten: der Firmenname und die Produkte verschwinden komplett vom Markt, wie beispielsweise bei Übernahme von Cobalt Networks durch Sun Inc. Oder der neue Inhaber entledigt sich relativ schnell der Altlasten und integriert die Produkte vollständig in seine eigenen Produktlinien. In diesem Fall, und das ist Logitech durchaus anzurechnen, wurden zwar Kleinigkeiten adaptiert – der Slimserver wurde zum SqueezeCenter, die SqueezeBox3 zur SqueezeBox Classic, aber zumindest aus Konsumentensicht ist vieles ist die alte Website www.slimdevices.com noch immer die Heimt der ausgezeichneten Audiogeräte. Wobei man zugeben muss, als das erste Mal nach einem Firmwareupgrade statt dem gewohnten “Slimdevices” ein “Logitech” über das Display der SB3 flimmerte einem das Herz blutete.
Squeezebox Receiver
03/2008 folgte dann der Squeezebox Receiver (SBR), ein insofern untypisches Gerät da es ohne eingebautes Display auskam und eher einem WLAN-AP ähnelte als den bisherigen Audiogeräten. Technisch noch immer ähnlich der SB2 werkte nun ein Wolfson 24-bit WM8501 DAC. Die große Neuheit war allerdings die Fernbedienung genannt Squeezebox Controller (SBC). Die für rund 200,- auch seperat erhältiche RC wurde mit einem 2.4″ Farb-LCD-Bildschirm mit 16Millionen Farben bei einer Auflösung von 240x320 Pixel ausgestattet. Nicht dass nun das ständige Wechseln der Schriftgröße auf der SB3 entfällt wenn man weiter entfernt sitzt hat man nun auch Features, die bisher einem PC/Laptop vorbehalten waren, beispielsweise Anzeige des Covers der aktuellen CD. Die Anforderungen an die Serversoftware (bisher SlimServer 6.5) wurde auf 7.0+ erhöht und änderte den Namen auf das besser in das Logitech-Produktkonzept passende SqueezeCenter. 7.0 brachte viele Neuerungen, für den Endbenutzer am bemerkbarsten eine vollständig überarbeite Weboberfläche, die allerdings leider aufgrund von Ajax & Co. um einiges langsamer arbeitet und man gerne auf alternative Steuerungen wie Moose zurückgreift.
SqueezeBox Boom
Squeezebox BoomWaren bislang alle Geräte auf eine existierende Audio-Anlage angewiesen, wurde im August 2008 und somit kurz nach der SBR eine Art Ghetto-Blaster auf Squeezebox3 Basis veröffentlicht: die Squeezebox Boom. Mit Thomas D von den Fantastischen Vier wurde ein weitreichende Werbekampagne aufgezogen die die Squeeze-Musikplayer einem breiten Publikum bekanntmachte. Der Blaster mit einem Texas Instruments TAS3204 DAC brachte neben einem verkleinerten Display (160x32) und einer Miniaturfernbedienung vorallem High-Performance Class-D Verstärker, intergrierten Lautsprechern (2x 3″ 100Hz-4kHz Woofer, 2x 3/4″ 1.2kHz-20kHz Drivers, Crossover bei 2kHz) und Steuerelemente auf der Vorderseite. Technische Schnick-Schnacks wie StereoXL schrecken normalerweise ab und sind eher ein absolutes No-No, aber man muss neidlos zugeben dass hier die Logitech Audio Abteilung wirklich gut gearbeitet hat. Frequenzkurven und sonstige technischen Details zum Audiodesign hat Logitech in einem PDF veröffentlicht, das Handbuch der Boom ebenfalls und wir haben auch einen ersten Test von der SqeezeBox Boom, die wir sofort nach Verfügbarkeit der Boom über Amazon erstanden haben.
Forum/Wiki
Hilfe zur allen Squeezebox Geräten und zum SlimServer/SqueezeCenter findet sich im offiziellen SlimDevices Wiki bzw. SlimDevices Forum.
Videos
Das Werbevideo für die SqueezeBox Boom mit Thomas D ist auf YouTube verfügbar.
Hinweis: dieser Artikel ist ursprünglich auf dem HiFi-Blog “Streaming Audio” (www.streaming-audio.de) erschienen.